Jetzt gibt es erst einmal eine Urlaubsunterbrechung. Ich bin kurzfristig zum Narkosegespräch wieder in die Klinik bestellt worden. Jetzt warten A. und ich in der Liebigstraße. Das kann dauern, bis zu zwei Stunden, wurde gesagt.
Heute Nachmittag wollen uns Adrian und R besuchen. Darauf freuen wir uns sehr. A macht vor solchen kleinen Festen gern „alles schön“. Außerdem hatte sie eigentlich heute Vormittag noch einen eigenen Termin. Alles war gut getaktet. Ich habe mich auf die Blog-Zeit an meinem Schreibtisch gefreut…
Also: „Hätten die denn nicht schon vorgestern, als ich noch hier war…“. Ich gebe zu: Dass war auch mein erster Gedanke. Aber bei mir kommt immer das Verstehen und Bemühen um Einsicht vor der persönlichen Aufregeritis.

So ein Krankenhaus ist ein hochkomplexes System mit vielen sehr spezialisierten Mitarbeitern, die auf ständig wechselnde Herausforderungen reagieren und ganz nebenbei auch noch die Wünsche, Ängste, Beschwerden und manchmal auch Unverschämtheiten der unruhigen Menschenkinder auffangen müssen.
Wer aber fängt sie auf? Wer hat Verständnis für sie und ihre Nerven? In welchem Verhältnis stehen bei ihnen Dank und Anerkennung einerseits und die psychischen Belastungen andererseits? Ich frage hier bei verschiedenen Gelegenheiten – z.B. wenn mich jemand über die langen Korridore ins MRT schiebt – vorsichtig nach. Und immer spüre ich dabei eine leise Freude bei meinen Helfern, die ich manchmal sogar als Lächeln unter der obligatorischen Maske wahrzunehmen glaube.
Ich erlebe dabei kleine Mikrowunder in den allereinfachsten Begegnungen.
Was ich hier ganz bewusst und offen auch als Pfarrer zu zeigen versuche, ist kein „edler Idealismus“, sondern – jawohl – Gottes große Möglichkeit. Wir dürfen uns in dieser Welt als Schwestern und Brüder zeigen und begegnen.
Etwas Schöneres gibt es nicht!
Dazu beizutragen, dass diese Lebensmöglichkeit stärker bekannt und erkannt wird, erscheint mir in diesen Tagen in noch nie erfahrener Dichte als eine lohnende Lebensaufgabe.
Lieber Heinz,
Pannen zu verstehen- das fällt uns doch eigentlich sehr schwer. Die ureigenste Reaktion besteht ja im kritteln und meckern. Du zeigst uns, wie durch eine kurze Analyse der Fehlermöglichkeiten Verständnis dafür aufkeimen kann und die Möglichkeit, sie zu entschuldigen. Wir erzeugen damit auch für uns positive Energie statt negativer Energie, die uns bremst. Das muss ich gleich mal probieren, wenn mir einer die Vorfahrt nimmt. Kein Fluchen, hupen, Vogel zeigen. Einfach lächeln und sich sagen: das hätte mir doch auch passieren können. Versteher sein. Wir freuen uns Dich und A. Dein Adrian
Danke! Das leitet wieder Sonnenlicht in mein Herz. Ist doch auch Medizin oder?
Natürlich ist es das! Wir wissen es doch beide nur zu gut!